Richter Karl
Karl Richter wurde am 3. Januar 1915 in Strahl, Kreis Dux, geboren, das damals zu Österreich-Ungarn gehörte und nach dem 1. Weltkrieg zur Tschechoslowakei kam. Nach dem Münchner Abkommen 1938 wurde das Sudetenland ins Deutsche Reich eingegliedert, nach dem 2. Weltkrieg kam es zur Tschechoslowakei.
Dux heißt heute Duchov, Strelna, früher Strahl, ist heute ein Ortsteil von Kostany / Tschechien. Karl Richter lebte mit seiner Ehefrau Marta, geb. Rudolf, in Krinsdorf 44, Post Klostergrab im Sudetengau, heute Krizanov bei Hrob / Tschechien. Beide waren römisch-katholisch.
Karl Richter war Graveur von Beruf. Karl Richter sen., sein Vater, war kaufmännischer Angestellter und wohnte mit seiner Ehefrau Emilie, geb. Perner, zuletzt in Kosten bei Teplitz-Schönau, Hermann-Göring-Str. 87, Sudetengau. Kosten, heute Kostov / Tschechien und Teplitz-Schönau, heute Teplice / Tschechien gehörten zum Kreis Aussig, heute Usti nad Labem, im damaligen „Reichsgau Sudetenland“. Nach dem Krieg wurde die deutsche Minderheit vertrieben. Familie Richter fand Aufnahme in Wildpoldsried. Karl Richters Mutter Emilie Richter wohnte später in Kaufbeuren-Neugablonz, Erlenweg 21. Sein Bruder Erich ist ebenfalls im Krieg gestorben.
Am 1. Oktober 1937 trat Karl Richter ins tschechische Heer ein. Nach dem Anschluss des Sudetenlandes an das Deutsche Reich wurde er mit Beginn des Krieges am 1. September 1939 in die Wehrmacht aufgenommen und diente als Fernsprechtruppführer bei der III. Abteilung des Panzer Artillerie Regiments 102. Karl Richter war Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), gehörte aber keiner ihrer Gliederungen an. Am 26. Juli 1940 wurde er mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet.
Das Eiserne Kreuz war eine Tapferkeitsauszeichnung der Wehrmacht. Ende 1942 bewarb er sich als Berufsunteroffizier um die Aufnahme in einen Offizierslehrgang an der Artillerie-Schule in Thorn / Mocker. Mocker war ein Stadtteil des heutigen Torun / Polen, ca. 210 km nordwestlich Warschau. Abteilungs- wie Regimentskommandeur stellten ihm ein ausgezeichnetes Zeugnis aus:
„Richter ist ein gereifter, gerader Charakter, mit guten Anlagen. Vor der Front äußerst straffes militärisches Auftreten, er weiß sich überall durchzusetzen. Geistige und körperliche Anlagen sind sehr gut. Seine dienstlichen Kenntnisse und Leistungen sind ebenfalls sehr gut. Vor dem Feinde bestens bewährt. Sein Verhalten in und außer Dienst ist tadellos, guter Kamerad.“
Seine Einstufung lautete: „für die Reserveoffizierslaufbahn geeignet“. Zum 1. Februar 1943 wurde er als Offiziersanwärter zum Offizierslehrgang zugelassen. Am 14. März 1943, also während des Lehrgangs, wurde er bei Höfe Traven verletzt. Er erlitt eine Quetschung von Brust, Bauch und Oberschenkel. Am 1. April 1943 wurde er zum Leutnant befördert. Erst ein Jahr später, am 29. März 1944, kehrte er zu seiner Einheit, die zur 9. Panzer-Division gehörte, zurück. Diese wurde im Sommer 1944 in die Normandie verlegt, wo am 6. Juni die Invasion der Westalliierten begonnen hatte. Im Herbst 1944 mussten die Truppen der Wehrmacht unter hohen Verlusten immer weiter bis zur Reichsgrenze zurückweichen.
Am 22. November 1944 wurde Oberleutnant Karl Richter wegen „Wehrkraftzersetzung“ angeklagt. Die Gründe sind nicht bekannt. Für eine Anklage reichte schon eine Äußerung wie zum Beispiel, dass der Krieg verloren sei. Am 5. Dezember 1944 wurde Karl Richter wegen „Wehrkraftzersetzung“ zum Tode verurteilt. Nachdem er einen Gnadenerweis abgelehnt hatte, ordnete der „Führer“, Adolf Hitler, am 25. Februar 1945 das Urteil zur Vollstreckung an. Am 27. März 1945 um 6:00 Uhr wurde Karl Richter im Kreiswehrmachtsgefängnis 252 Odenspiel im Oberbergischen Kreis, ca. 70 km östlich Köln, erschossen.
Er wurde auf dem evangelischen Friedhof Odenspiel, Gemeinde Eckenhagen, Nordrhein-Westfalen, begraben.
Karl Richter starb mit 30 Jahren.